Warum du deine Stacheln meist gar nicht brauchst

 

Kennst du das? Jemand sagt oder tut etwas und du fährst sofort deine Stacheln aus. Stacheln um dich vor möglichen Verletzungen zu schützen.

 

Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens verletzt – sowohl körperlich als auch psychisch. Die einen Wunden verheilen und es bleibt eine Narbe. Andere wiederum heilen nicht und haben Einfluss auf unser Sein und Tun.

 

Sobald wieder eine ähnliche Situation, wie jene die zu der Verletzung geführt hat, in deinem Leben ist, wird die Wunde wieder aufgerissen. Und das ist der Moment, wo du deine Stacheln ausfährst.

 

Innehalten

Wie wäre es, wenn du in dem Moment, wo du merkst, deine Stacheln fahren aus, kurz innehältst und tief durchatmest. Dann versuche die Situation aus der Beobachterrolle zu sehen (Metaebene) und Frage dich: Was sehe ich? Wer ist beteiligt? Was wurde gesagt/getan? Was hat das mit mir zu tun?

 

Immer wenn ich das mache, darf ich feststellen, dass ich meine Stacheln oft voreilig ausgefahren habe.

 

Aus dem Leben

  1. Du bist gerade mit ein paar Kollegen unterwegs und das Gespräch plätschert ruhig dahin. Plötzlich hörst du deinen Namen und dazu eine negative Aussage.
  2. Du bist gerade mit deinem Liebsten zusammen und ihr hattet feinen Sex und es ist an der Zeit zu schlafen. Ihr kuschelt fein in der Löffelchenstellung, bis er sich plötzlich wegdreht und den Körperkontakt mit dir komplett löst.
  3. Du hast dich zum Ausgehen zurechtgemacht und bist stolz auf dein Aussehen. Dein Papa sieht dich und fährt dich an: „Wie schaust du denn aus?! So gehst du mir nicht aus dem Haus!“

In allen drei Beispielen könntest du jetzt deine Stacheln ausfahren und etwas sagen, dass verletzt, nur um selbst vermeintlich nicht verletzt du werden.

 

Metaebene

Wenn du jedoch in die Beobachterrolle schlüpfst und das Geschehene mit neutralem Blick anschaust, erkennst du vielleicht...

  1. ...haben deine Kollegen, als sie deinen Namen nannten, gar nicht dich gemeint sondern jemand anderen.
  2. ...kann dein Liebster einfach nicht so gut schlafen, wenn er direkten Körperkontakt hat.
  3. ...macht sich dein Papa sorgen um dich und kann es nicht anders ausdrücken.

Wenn du diese oder andere Varianten erkennst, dann hast du die Möglichkeit, wenn du es genau wissen willst, nachzufragen, und so Klarheit zu erhalten.

 

Verrückter Verstand

Grundsätzlich merke ich immer wieder, wie der Verstand verrückt spielt, weil er sich irgendetwas einbildet, das meist nicht so ist. Es werden aus den früher gemachten Erfahrungen Annahmen erstellt, die dann auf die gerade aktuelle Situation übergestülpt werden. Die Annahme geht meist dahin, dass wir uns schlecht oder minderwertig fühlen. In unseren Beispielen:

  1. Fühlst du dich von deinen Freunden hintergangen, weil sie schlecht über dich reden und dich demnach nicht mögen.
  2. Von deinem Liebsten fühlst du dich abgewiesen und nicht geliebt.
  3. Du denkst dein Papa findet dich nicht schön und daher liebt er dich nicht.

Der gemeinsame Nenner der drei Annahmen ist „geliebt/gemocht werden“.

 

Wunsch nach Anerkennung

Viele Menschen streben das gesamte Leben nach Anerkennung und Liebe. Und dabei bewertet der Verstand alles was andere sagen oder tun. Die Bewertung erfolgt aufgrund vergangener Erlebnisse und deren Einfluss auf dich. Und wie vorher schon beschrieben werden da oft Annahmen getätigt, die dich im Prinzip meist schlecht aussehen und fühlen lassen. Gibt es eine Möglichkeit das zu verhindern?

 

Selbstliebe

 

Sich selbst lieben und annehmen darf gelernt sein. Eine kleine Übung dazu findest du hier.

Wenn du mit dir selbst im Reinen bist, dann ist es leichter in die Beobachterrolle zu schlüpfen und Geschehnisse neutral anzuschauen. Auch hier gilt: Übung macht den Meister!

 

Die Beobachterrolle einnehmen (Metaebene)

Schlüpfe immer dann in die Beobachterrolle, wenn du merkst, du fährst deine Stacheln aus, wenn etwas dich emotional berührt oder du dich unwohl fühlst.

  • Halte als erstes inne und atme tief durch.
  • Frage dich: Was passiert gerade?
    • Was sehe ich?
    • Wer ist beteiligt?
    • Was wurde gesagt/getan?
  • Und die abschließende Frage: Was hat das mit mir zu tun?

Ich bin sicher, du wirst feststellen, dass gar nicht alles so negativ ist, wie es vielleicht dein Verstand dir im ersten Moment einreden will.

 

Viel Erfolg beim Beobachten, Erkennen und Annehmen!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Birgit (Montag, 05 Oktober 2015 20:43)

    Toller Eintrag, Angelika! Und: eine spannende Einsicht - lasse dir von dir selbst, von deinen Gedanken und Bewertungen nicht alles gefallen. Halte inne, atme und beobachte... Das hilft, um bei SICH zu bleiben :-)

  • #2

    Gerri Hagspiel (Dienstag, 06 Oktober 2015 22:50)

    Liebe Angelika
    toller blog und klasse Artikel. weiter so. grüssli gerri

  • #3

    Gerhard Taucher (Mittwoch, 10 August 2016 19:25)

    Hallo,
    Super und intressante Worte